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Sonntag, 5. Juli 2015

Wo ist die Zeit nur geblieben?

Ja, wo ist die Zeit nur hin? Ich sage es euch, sie ist vergangen wie im Fluge. Denn kaum zu glauben, ich bin nun schon ein ganzes Jahr lang hier in den Staaten und feiere mein 1 jähriges Dasein. Ich kann mich noch ganz genau an den Tag zurück erinnern, an dem ich am Frankfurter Flughafen mit meinen zwei Koffern und einem Rucksack stand und auf meinen Flug in die USA gewartet habe und ich so ziemlich null Ahnung hatte, was mich hier genau in der Flugschule erwarten würde.

Heute, ein Jahr später, kann ich mit ruhigen Gewissen sagen, dass ich für mich alles richtig gemacht habe. Auch wenn meine Privatpiloten-Ausbildung für Hubschrauber alles andere als Reibungslos verlief, ich mehr Geld dafür ausgegeben habe als ursprünglich geplant und letztendlich sogar meinem Ausbilder Tim den Job hier kostete, bereue ich keinen einzigen Tag der Ausbildung hier im Nordwesten der USA.
Aber immer schön der Reihe nach.

Wie ich im letzten Blog schon erwähnt habe, wurde ja mein Prüfungsflug, im Englischen „check ride“, über Nacht verschoben. Grund dafür war, dass die Flugschule festgestellt hat, dass mit meinem Ausbildungsordner, der für jeden Flugschüler angelegt wird, etwas nicht stimmte. Und zwar hatte ich mit meinem Ausbilder Tim im November 2014 festgestellt, dass mir noch Solo-Flugzeit mit 3 Starts und Landungen fehlt.
So erkundigte sich Tim, ob es möglich wäre diese Solo-Flugstunden mit mir an einem Flughafen zu absolvieren, weil in Troutdale das Wetter zu schlecht war und bekam auch die Freigabe dafür. Nun war es aber so, dass es im November schon bei Zeiten Dunkel wird. Ich bin dann nach meiner letzten Solo-Landung auf dem Weg von der Landebahn wieder zurück zum Abholpunkt etwas in die Abenddämmerung hinein gekommen. So dass es deswegen dann ein Tag vor meinem check ride richtigen Ärger für Tim gab und er sogar in der Flugschule Rapport ablegen musste.
Er hat den Fehler natürlich zugegeben aber die Flugschule hat nicht mit sich reden lassen und Tim noch am selben Tag gefeuert. Aber er hat jetzt einen guten Job als Fluglehrer in Florida gefunden und es gefällt ihm richtig gut dort. Ich habe in ihm einen guten Freund gefunden und wir bleiben weiterhin in Kontakt und besuchen uns auch gegenseitig, auch wenn er jetzt an der Ostküste ist und ich hier nach wie vor an der Westküste der USA meine Ausbildung fortsetze. Aber zurück zu den guten und schönen Neuigkeiten.

Genau eine Woche nach dem geplatzten check ride, konnte ich endlich den finalen check ride machen und habe ihn auch mit Bravour bestanden. Drei Wochen später, nachdem der ganze Papierkram für die Flugzeugausbildung erledigt war, saß ich dann auch schon in der Cessna 152 und startete meine Ausbildung zum Privatpiloten für Flugzeuge. Und da die Theorie für Flugzeuge zu 90% die selbe ist wie für Hubschrauber habe ich vom Chef-Ausbilder auch so genannte „credits“ bekommen, dass heißt bestimmte Theoriethemen muss ich nicht erneut lernen bzw. wiederholen. Klar muss ich die Sachen auf Tasche haben aber das erspart mir natürlich Geld und auch Zeit, dass ist auch zum einen der Grund warum ich echt gute und auch schnelle Fortschritte während der Ausbildung mache.

Das ist sie, die lang ersehnte Privatpilotenlizens für Hubschrauber
 
Zum zweiten interessiert mich Flugzeug fliegen einfach viel mehr als mich damals Hubschrauber fliegen interessiert hat, so dass mir die ganze Ausbildung erheblich leichter fällt. Was auch für mich die beste Entscheidung war, zur Flugzeugausbildung zu wechseln. Ich liebe es einfach jeden Tag aufs Neue ins Flugzeug einzusteigen und voller Begeisterung zu fliegen bzw. zu fliegen lernen.
Mit meinem Ausbilder James habe ich auch einen sehr guten und auch motivierten Ausbilder gefunden, so fällt es ihm leichter mich auszubilden, weil er weiß und sieht das ich motiviert und auch vorbereitet bin. Ich lerne so auch erheblich schneller, weil ich eben weiß, dass auch ihm viel daran liegt, mich als guten Piloten auszubilden. Was leider hier an der Flugschule nicht selbstverständlich ist, meine Erfahrungen haben gezeigt, dass viele Ausbilder nur ihre Flugstunden zusammen bekommen wollen und der Flugschüler nur Mittel zum Zweck ist. Deshalb kann ich nur jedem raten, egal in welcher Ausbildung Ihr auch stecken mögt, wenn Ihr mit eurem Ausbilder nicht zufrieden seid, sprecht mit ihm darüber, und wechselt wenn nötig bzw. möglich. Denn ein guter und motivierter Ausbilder, der auch gewollt ist dem Schüler etwas beizubringen, ist die halbe Miete und erleichtert einfach alles.
Da mir die Flugausbildung so leicht von der Hand geht befinde ich mich auch schon in Flugstunde 20 von 35 und hatte schon meinen ersten Zwischentest von insgesamt 3 in der Flugzeugausbildung zum Privatpiloten, hier genannt „stage check“, bestanden und flog auch schon Solo im Flugzeug und stehe so kurz vor dem 2. stage check, der mir dann erlaubt, allein den Überlandflug zu bestreiten, und so den 3. und letzten Part der Ausbildung zu beginnen.
 
      

Über den Wolken...

So sieht das Cockpit der Cessna 152 aus


 Mein Ausbilder James gratulierte mir nach meinen ersten Solo Flug


Was ich gern nochmal loswerden möchte ist, warum viele Leute ihr Leben träumen, anstatt ihre Träume zu leben. Es ist aus meiner Sicht nicht der Finanzielle Aspekt der viele davon abhält, sondern einfach die Angst vor dem ungewissen, dem Verlassen der Komfortzone und dem eventuellen Versagen.
Niemand kann voraussagen, wo er in den nächsten Jahren sein wird oder ob er noch in demselben Job arbeiten wird. Als ich vor 2 Jahren den Entschluss fasste oder besser gesagt ernsthaft überlegte, ob ich es wagen sollte diesen Schritt zu gehen, wurde mir eines klar, wenn ich diesen Schritt jetzt nicht machen würde, dann nie. Für mich war dies eine günstige Zeit, ich sage bewusst „günstig“ denn den perfekten Zeitpunkt oder Moment für solche Entscheidungen gibt es nicht, beruflich stand ich nach der Meisterausbildung eh vor einem Neuanfang, also hatte ich nichts zu verlieren und wagte die Reise ins ungewisse.
Dabei das ist es genau das, woran man wächst und reift, sich selbst den Herausforderungen zu stellen und mit den Umständen zurechtzukommen. Umso stolzer kann man auf sich selbst sein, Ziele auch wenn es nur kleine sind, erreicht zu haben. Wichtig finde ich ist es, wenigstens zu versuchen seine Ziele zu erreichen, denn wenn man dann doch aus welchen Gründen auch immer scheitern sollte, kann man sich selbst mit erhobenem Haupt im Spiegel betrachten und sagen, es wenigstens versucht zu haben.
Der wichtigste Aspekt ist aber, daraus vieles gelernt zu haben, was man in Zukunft verbessern bzw. ändern kann. Rückschläge sollten einen aber nicht entmutigen, sondern eher als Herausforderung gesehen werden. Wie ich schon im letzten Blogbeitrag erwähnte, stehen Sieger da auf, wo Verlierer liegen bleiben. Es gibt viele berühmte Leute die gute Beispiele dafür sind, wie z.B. Arnold Schwarzenegger. Der zu Beginn seiner Bodybuilder Karriere in Österreich regelrecht ausgelacht und verspottet wurde. Er blieb trotzdem Zielstrebig und Ehrgeizig, er wurde mehrfach Mr. Universum und Mr. Olympia, und erreichte letztendlich durch seine Zielstrebigkeit alles was er wollte.
Guckt euch eure Vorbilder an und ihr werdet sehen, dass auch diese Höhen und Tiefen in ihrem Leben hatten aber trotzdem nicht aufgaben ihr Ziel zu verwirklichen. Ich selbst weiß, dass meine Zeit hier in den USA schon wegen dem Visum her begrenzt ist, von daher genieße ich jeden Augenblick den ich hier sein darf und freue mich auf das was kommt, egal wo dies sein wird. Ich vertraue mir selbst und setze voll und ganz auf meine Fähigkeiten!


In diesem Sinne lebt eure Träume und verwirklicht sie! Viel Spaß mit den Bildern und bis bald. :-)


Portland von oben



Überflug über den Flughafen, Portland International




 4. Juli, Unabhängigkeitstag in Amerika, Barbecue mit Freunden